Famulatur (02): Endlich ein bisschen Arzt sein

Blutentnahmen und venöse Zugänge gehören meistens zum Alltag einer Klinikfamulatur.Die erste Famulatur ist immer besonders spannend, aber kein Grund zur Panik. Je nachdem, in welchem Bereich ihr eure Famulatur absolviert, variiert euer Aufgabenspektrum natürlich ein wenig. Generell werdet ihr jedoch vermutlich viel Blut abnehmen, lernen eine kurze Anamnese gezielt durchzuführen, Patienten untersuchen oder auch im OP den einen oder anderen Haken halten! Manche Dinge muss man zwar einfach auf sich zukommen lassen (Übung macht sowieso den Meister), aber ein paar Vorbereitungsmöglichkeiten gibt es dennoch. Wir können euch die Checkliste Medical Skills wärmstens empfehlen. Hier findet ihr eine detailgenaue Anleitung praktischer Fertigkeiten und Erklärungen zu Klinikabläufen, die euch den Famulaturalltag erleichtern werden. Je nach Fach, lohnt sich eventuell der Blick in ein Kurzlehrbuch oder ein Buch aus der Basics-Reihe, um nicht komplett unvorbereitet zu erscheinen.

Ansonsten: lasst euch nicht einschüchtern. Sollte der Umgangston etwas rauer werden, dürft ihr euch das nicht zu Herzen nehmen, sondern müsst daran denken, dass jeder einmal klein angefangen hat. In stressigen Situationen kann der netteste Arzt sehr unangenehm werden, darum bleibt respektvoll und macht euch nützlich. Wenn das nicht geht – steht nicht im Weg herum ;-).

Dos and Don’ts

Ja bitte:

  • Immer, wirklich IMMER, sich unbekanntem Personal vorstellen. Ganz besonders wichtig sind hierbei die Kranken- und OP-Schwestern. Ihr werdet merken, dass ihr auf einmal ganz anders behandelt werdet. Und lieber einmal zu oft als einmal zu wenig sich vorstellen!
  • Vorbereitet erscheinen. Ihr werdet zum einen viel mehr lernen, wenn ihr schon wisst, worum es bei der Operation oder der Behandlung geht und auch die Ärzte schätzen es, wenn ein wenig Vorwissen da ist.
  • Fragen stellen. Nur wer fragt, der lernt. Es gibt kaum dumme Fragen!
  • Essen mitbringen. Auf jeden Fall immer am Ende der Famulatur, gut sind immer Kuchen oder Brötchen. Aber auch eine simple Tüte Schokoriegel kommt immer gut an und ist meist so schnell weg, dass ihr zur Mittagspause selbst nichts mehr abbekommt…
  • Den korrekten Titel der Ärzte herausfinden und bis zu gegenteiligen Anweisungen, den Herrn Professor auch mit „Herr Professor“ anreden.
  • Respektvolles Verhalten. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, fällt aber doch hier und da sehr schwer, vor allem wenn man zu Unrecht beschimpft wird. Überlegt euch, ob es sich lohnt den Oberarzt zu korrigieren oder eine patzige Antwort zu geben.
  • Fehler zugeben! Niemand ist unfehlbar und gerade als Student passieren schon mal Missgeschicke. Sagt, wenn ihr einen Fehler gemacht habt, denn es ist besser dafür Ärger zu bekommen, als einem Patienten zu schaden.
  • Wissen, wenn man überfordert ist. Es ist schön, wenn man merkt, dass Ärzte einem viel zutrauen, aber jeder sollte seine Grenzen kennen und sich auch nicht dazu verpflichtet fühlen, diese zu überschreiten. Kommuniziert immer, wenn ihr etwas nicht genau verstanden habt und seid euch bewusst, dass Nein sagen erlaubt und keine Schande ist.

Bloß nicht:

    • Sich nicht vorstellen. Hier noch einmal aufgeführt, weil das wirklich der schwerwiegendste Anfängerfehler ist und euch das Leben bedeutend schwerer machen wird.
  • Untätig in der Ecke herumstehen. Es wird mit Sicherheit Zeiten geben, zu denen ihr nichts zu tun habt. Setzt euch aber nicht in die Ecke im Arztzimmer und guckt auf euer Handy,Untätigkeit gehört natürlich zu den No-Gos bei einer Famulatur.sondern versucht, die Zeit sinnvoll zu nutzen. Ihr könnt z.B. Dinge in Büchern nachlesen, oder euch besser über bestimmte Patienten informieren. Sollte auf Station nichts mehr zu tun sein, fragt doch, ob ihr in die Notaufnahme könnt oder zum Mittagessen. Erweckt ihr einen interessierten und engagierten Anschein, werden euch die Ärzte und Schwestern viel eher entgegen kommen und sich an euch erinnern, sollte etwas Spannendes passieren. Ist wirklich nichts mehr zu tun, fragt, ob ihr nach Hause gehen könnt. Auch das wird viel eher bewilligt, wenn man über den Tag hinweg einen guten Eindruck hinterlassen hat.
  • Die Krankenschwestern von oben herab behandeln. Sie sind eure besten Freunde und schlimmsten Feinde, je nachdem wie ihr sie behandelt. Findet ein gutes Mittelmaß, lasst euch also nicht für Schwesterntätigkeiten ausnutzen, aber seid euch auch nicht zu schade, falls sie euch um einen kleinen Gefallen bitten, wenn ihr gerade Zeit habt!
  • Im OP-Saal irgendetwas anfassen. Die OP-Schwester wird euch sofort hassen. Fragt genau nach, wo ihr stehen dürft und was nicht steril ist. Ansonsten ist euch der Unmut vieler Menschen gewiss. Auch hier im OP gilt: immer vorstellen.

Beachtet ihr diese Verhaltensregeln, kann euch eigentlich nicht mehr viel passieren. Viel Spaß und Erfolg!

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