Lerntipp der Woche (02) – Das gute alte Kreuzen

Des einen Freud ist des anderen Leid. Bei der Frage, wie man denn nun zu den Multiple-Choice-Fragen stehe, scheiden sich die Geister. Während viele von uns erleichtert lächeln und sagen, dass man so weniger lernen muss und im Rücken immerhin noch die Ratewahrscheinlichkeit hat, so stöhnen die anderen genervt auf und meinen, dass sie sich im Ernstfall immer für das Falsche entscheiden und einfach „nicht gut kreuzen“ könnten. Ob Freund oder Feind, da dies der aktuelle Fragentyp unserer Staatsexamina und auch der meisten anderen Prüfungen ist, werden wir uns damit abfinden müssen und lernen, das Beste daraus zu machen.

Tatsache ist nämlich: Kreuzen kann man lernen. Am besten fängt man so früh wie möglich an. Ich habe das Kreuzen von Altklausuren immer als Start- und Lernkontrolle, sowie zur Übersicht geschätzt. Ich bin ein großer Fan der Übersicht. Nichts eignet sich besser zum schnellen Gewinnen eines Gesamteindrucks als eine Kreuzeinheit. Vielleicht denkt ihr, dass es gar keinen Sinn macht, direkt zu Lernbeginn auch zu kreuzen. Im Gegenteil – so merkt ihr schnell, worauf ihr besonders achten müsst. Es ist selbstverständlich, dass man am Anfang nicht über die 60 %-Grenze hinauskommt: Frust sollte da aber gar nicht erst aufkommen! Ihr werdet dann im Laufe der Lernzeit sehen, dass ihr euch kontinuierlich steigert.

Das Kreuzen sollte fester Bestandteil des Lernplans sein.Das Lernen für Multiple-Choice Fragen unterscheidet sich grundlegend vom Lernen für freie Fragen. Wir müssen uns für MC-Fragen einen möglichst großen passiven Wissensschatz aneignen. Wie viele von euch wissen, ist das zunächst ein Vorteil, denn unser Speicher für passives Wissen ist viel größer als der für aktives Wissen. Während man normalerweise selbstständig einen Gedankengang zu Papier bringen muss, wird einem das bei der MC-Frage abgenommen und ein ganz bestimmter Sachverhalt geprüft. Das wäre ja erst einmal sehr nett, würden die Fragen nicht zunehmend spitzfindiger. Außerdem dienen die sich häufig sehr ähnelnden Antwortmöglichkeiten der Verwirrung. Wichtig ist, wie immer, ein breites sicheres Basiswissen! Besser weniger Details kennen, dafür aber sicher in den gelernten Bereichen agieren, als ein eher unsicheres Detailwissen zu präsentieren. Das wird euch in der Prüfung nämlich mehr verwirren als es euch hilft!

Aber keine Panik, häufig kann man durch simples Ausschließen (sich gegenseitig ausschließender Aussagen) zumindest schon ein paar Antwortmöglichkeiten eliminieren. Das Interessante an unserem Gehirn ist nun, dass wir häufig Dinge im Unterbewusstsein noch wissen. Diese Tatsache kommt uns jetzt zugute: Sind wir uns bei einer Frage nicht ganz sicher, so sagt uns unser Bauchgefühl häufig (natürlich nicht immer…) die richtige Antwort. Und dieses Bauchgefühl ist meist unser Unterbewusstsein, was uns mitteilen möchte, dass es diesen Sachverhalt schon einmal irgendwo gelesen hat. Jetzt gilt es, diesem Bauchgefühl nachzugehen! Ihr wisst die Antwort ohnehin nicht sicher, habt Antworten ausgeschlossen und bereits überlegt, welche Antwortmöglichkeiten plausibel sind. Nun müsst ihr euch zwischen zwei Antwortmöglichkeiten entscheiden und euer Bauchgefühl tendiert zu Antwort B. Kreuzt Antwort B an und ändert eure Wahl daraufhin nicht mehr, es sei denn, euch fällt die richtige Antwort im Nachhinein noch ein. Denn ihr könnt es eigentlich nur noch verschlimmbessern – ihr wisst die Antwort ohnehin nicht bewusst, also vertraut eurem Unterbewusstsein. Lasst euch außerdem nicht verunsichern, wenn ihr dreimal hintereinander Antwort A angekreuzt habt, das kann durchaus richtig sein. Korrigiert ihr eure Antworten, bloß um der „Linie“ willen, kann es gut sein, dass ihr gerade die richtigen Antworten falsch korrigiert. Im Übrigen: Laut Medi-learn ist statistisch gesehen Antwort D die häufigste gesuchte Antwort ;-).

Und zum Schluss der letzte Hinweis, den ich nur der Vollständigkeit halber erwähne, da ihn eigentlich jeder gehört hat. Lest jede Frage durch und markiert euch, ob nach einer Falsch- oder Richtigaussage gesucht wird und ob eine Verneinung in der Fragestellung auftaucht! Das zu überlesen kostet wertvolle Punkte.

Natürlich könnte ich jetzt noch mehr schreiben, dann würde ich allerdings meinem Grundsatz widersprechen: ein guter Überblick in jeder Lebenslage ;-). In dem Sinne: viel Erfolg bei der nächsten schriftlichen Prüfung!

Kleiner Ausblick: Einer unserer Autoren macht ab morgen sein drittes Staatsexamen und wird euch nächste Woche berichten, wie es ihm ergangen ist. Drückt ihm die Daumen!

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